Polsucher justieren



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Der beste Polsucher nützt nix, wenn er nicht justiert ist. Nach meiner Erfahrung sind die Polsucher bei Meade und Bresser leider nicht justiert, zumindest nicht für unsere Region. Also muss man ganz schön rumfummeln, bis er so eingestellt ist, dass das Teleskop gut auf den himmlischen Nordpol ausgerichtet ist. Die hier beschriebene Methode gilt allerdings ausschließlich für die Nordhalbkugel und ist beim Polsucher wie ihn bspw. Meade oder Bresser mitliefert durchführbar.

Also, nach einigen Beschreibungen ist der Polsucher auf den Frühlingspunkt auszurichten und dann bla bla bla bla. Ich hab's nach der Methode probiert und, naja, sagen wir mal, das Ergebnis war eigentlich gar nix. Also hab ich mal nachgelesen und siehe da, es gibt eine viel einfachere Methode:

Der Nordpol steht am 01.01 eines jeden Jahres um 19:35 UT (Universal-Time, also bei Greenwich, 0,00 ° Länge) senkrecht unter Polaris. (natürlich gibt es auch andere Zeiten, in denen Polaris senkrecht über dem Pol liegt.) Für je 15° in östliche Richtung von Greenwich muß man nun 60 min hinzuzählen. Dementsprechend für 1° östliche Richtung +4 min. Am Beispiel von Pfedelbach (9° 30' 18 " ö.L.) steht der Polarstern also zu folgender Zeit senktrecht über dem Pol:

Koordinaten für Pfedelbach: 9° 30' 18" ö.L. -->

9 ° entsprechen 60min/15° x 9°                                       36 min
30 ' entsprechen 60min/15° x 30'/60 min                          2 min
18 '' entsprechen ca. 1 Sek.
(braucht also nicht berücksichtigt  zu werden)

Summe:                                                                        +  38 min

                                                   19:35 Uhr + 38 min = 20:13 Uhr

siehe auch Zeitkorrekturtabelle

Wenn der Standort westlich von Greenwich läge, müsste man die Summe natürlich subtrahieren.
Also steht Polaris am 1.01. um 20:13 Uhr senkrecht über dem Pol. (in Pfedelbach!!) (lt. Carte du Ciel passt das Ergebnis recht genau, CDC nennt 20:18 Uhr als Ergebnis aber auch für meine Aufnahmen reichte die Abweichung von ca. 5 min sehr gut aus)

Diese Korrektur ist nicht notwendig, wenn der Polsucher, wie der von Meade, eh über eine Korrekturskala an der Datumsskala besitzt. Das sind die Teilstriche innerhalb der Datumskala.
Bei der Beschreibung gehe ich mit dieser Zeitkorrektur aus. Wenn du eine Zeikorrektur an deinem Polsucher bereits hast, brauchst Du diese Korrektur nicht berücksichtigen.

Die Breitengrade bleiben völlig unberücksichtigt, diese Korrektur erfolgt über die Peilhöhenwiege.

Die Ausrichtung wird am Besten tagsüber durchgeführt.
BITTE ERST LESEN, DANN NACHMACHEN!!!!


1. Stativ waagerecht aufstellen und Montierung aufschrauben (Teleskop, Gegengewichte etc. am Besten weglassen, sind nur unnötiger Ballast)

Montierung waagerecht stellen (um Landobjekt visieren zu können)



2. Polsucher auf 1.1., 20:13 Uhr einstellen
(sind am Polsucher auch Längenangaben Ost und West angegeben, die Mitte wählen. In diesem Fall entfällt die Berechnung von oben, d.h. Datum 1.1. auf Uhrzeit 19:35 Uhr stellen. Die Zeitkorrektur erfolgt dann durch verdrehen des Polsuchers auf den entsprechenden Längengrad. Im dargestellten Bild ist die Markierung vorhanden, neuerdings nutze ich diese auch. (Eine Zeitkorrekturtabelle findest Du in hier)

Anmerkung: In manchen Gebrauchsanweisungen von Meade ist die Beschreibung für die Zeiteinstellung am Teleskop fehlerhaft. Das Bild, bzw. der Text passt nicht zum Bild. Einfach mal in englischen Teil nachsehen, da ist es richtig. Man muß die Zeitskala mit dem entsprechendem Datum der Datum-Skala übereinander legen. (wie der rote Strich
zeigt, =>1. Januar, 20:13 Uhr)
Wenn sich die Datum-Skala mit dem schwarzen Klemmring direkt vor der Skala (im Bild der Ring mit der weißen Markierung, zwischen Schraube und Datum-Skala) nicht gleichmäßig mitdreht, die beiden teile entweder einschicken und im Rahmen der Gewährleistung reparieren lassen oder, wie ich's gemacht habe, einfach die beiden Teile mit Kleber zusammenkleben.
(Innerhalb der Datum-Skala sieht man die Korrekturskala für die Längengrade)



3. Durch den Possucher ein entferntes Objekt wie Kirchturmspitze, Haus, Kran, etc. richten. Die Mitte des Possuchers, also das markierte Kreuz auf ein markantes Objekt ausrichten. (Im Bild habe ich eine Gebäudeecke anvisiert, die ich rot markiert haben. Der Kran war nur in ca. 800 m Entfernung, das Haus ca. 4 km)

Ist der markante Punkt angepeilt, den Polsucher so verdrehen, dass die Verbindungslinie Pol und Polaris (der steht dann im runden Kreis unterhalb des Kreuzes) senkrecht steht. Geht am Besten, wenn man die Linie an einem Haus oder Kran ausrichtet)
Das Objekt nicht über die Handsteuerung, bzw. die RA- oder DEC Schrauben anvisieren, sondern über die Polhöhenschrauben (A) und die Azimutschrauben (B)
Nun geht die Fummelei los. Deshalb kommen nun sehr kleine Schritte



4. Die Stundenachse mit Hilfe der Steuerung oder des RA-Antriebes um > 90° drehen.



5. Erneut durch den Polsucher blicken. Wenn sich das mittige Kreuz von der eingestellten Stelle entfernt hat, ist eine Justage nötig.

(hier zeigt die blaue Linie die Verschiebung)



6. Mit Hilfe der drei Justierschrauben den Polsucher nun so einstellen, dass die gedachte blaue Linie von Bild 5 halbiert wird.
Anschließend stelle ich die Montierung mit Hilfe der Azimut- und Polhöhenschrauben erneut auf ein markanten Punkt.

Tip: ich habe meine Justierschrauben farblich markiert, da man von dem ganzen herumgedrehe leicht übersehen kann, welche Schraube zu drehen ist. Sonst dreht man versehentlich noch die Schraube zurück, die man eben erst vorgedreht hat.



7. Die Stundenachse mit Hilfe der Steuerung oder RA-Schrauben um 90° wieder zurück auf den 1.1., 20:13 Uhr drehen.



8. Erneut durch den Polsucher blicken. Der unter Punkt 6 eingestellte markante Punkt, an dem das Kreuz in der Mitte anliegt, darf sich nun nicht verschoben haben. Ist dies doch der Fall, wieder bei Punkt 3 anfangen und diese Prozedur so lange durchführen, bis der gewählte Punkt in beiden Stellungen der Stundenachse immer am Kreuz in der Mitte anliegt.



Dann ist der Polsucher optimal ausgerichtet und Langzeitbelichtungen können prima durchgeführt werden. Ich selber teste die Ausrichtung nach einer solchen Einstellung immer erst noch einmal über eine Zeitraum von ca. 3h, indem ich das Stativ mit Montierung aufstellen, auf Polaris ausrichte und mit dem Nachführmotor ohne Teleskop einfach das Ding die 3 Stunden laufen lasse. Dann schau ich noch mal durch den Polsucher, eigentlich müßte Polaris immer noch in dem kleinen Kreis sein. Dann passt's. Sollte es nicht passen, muß man leider noch mal ran. Je öfter man den Polsucher aber justiert, umso schneller geht's aber.